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Chatbot vs. LLM: Die wichtigsten Unterschiede für Unternehmen
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- Phillip Pham
- @ddppham
Die Verwirrung ist verständlich
In den letzten Jahren sind die Begriffe "Chatbot" und "LLM" oft synonym verwendet worden. Das führt zu falschen Erwartungen und kostspieligen Fehlentscheidungen.
Dieser Artikel erklärt die technischen Unterschiede und hilft bei der Entscheidung, welche Technologie für welchen Anwendungsfall geeignet ist.
Klassische Chatbots: Regelbasiert und berechenbar
So funktionieren sie:
Benutzer: "Wie sind Ihre Öffnungszeiten?"
System: Keyword "Öffnungszeiten" erkannt
→ Vordefinierte Antwort: "Mo-Fr 9-18 Uhr"
Vorteile:
- ✅ 100% kontrollierbare Antworten
- ✅ Keine "Halluzinationen"
- ✅ Günstig im Betrieb (wenig Computing-Power)
- ✅ DSGVO-konform (keine Daten an externe APIs)
- ✅ Schnelle Implementierung bei klaren Anwendungsfällen
Nachteile:
- ❌ Begrenzte Flexibilität bei unerwarteten Fragen
- ❌ Aufwendige Pflege bei komplexen Szenarien
- ❌ Wirkt schnell "roboterhaft"
Large Language Models (LLMs): Flexibel aber unberechenbar
So funktionieren sie:
Benutzer: "Wie sind Ihre Öffnungszeiten?"
System: Versteht Kontext und Intent
→ Generiert Antwort basierend auf Training:
"Unsere Geschäftszeiten sind Montag bis..."
Vorteile:
- ✅ Natürliche Gesprächsführung
- ✅ Versteht Kontext und Folge-Fragen
- ✅ Flexibel bei unerwarteten Anfragen
- ✅ Kann Informationen zusammenfassen
- ✅ Mehrsprachig ohne zusätzliche Programmierung
Nachteile:
- ❌ "Halluzinationen": Erfundene, aber glaubwürdig klingende Antworten
- ❌ Hohe Betriebskosten (API-Calls zu OpenAI, etc.)
- ❌ Datenschutz-Bedenken bei externen Anbietern
- ❌ Schwer vorhersagbare Antworten
Kostenvergleich: Die Realität 2025
Klassischer Chatbot (eigengehostet):
Entwicklung: 15.000-35.000€
Betrieb/Jahr: 2.000-5.000€
Bei 10.000 Gesprächen/Monat
LLM-basierter Chatbot (OpenAI GPT-4):
Entwicklung: 25.000-50.000€
Betrieb/Jahr: 15.000-40.000€ (je nach Gesprächslänge)
Bei 10.000 Gesprächen/Monat
Wichtig: Die Betriebskosten bei LLMs steigen linear mit der Nutzung!
Anwendungsfall-Matrix: Wann was verwenden?
Klassische Chatbots sind ideal für:
Anwendungsfall | Warum? |
---|---|
FAQ-Bereich | Standardisierte Fragen, klare Antworten |
Terminbuchung | Strukturierter Prozess, wenig Varianz |
Bestellstatus | Einfache Datenbankabfragen |
Level-1-Support | Bekannte Probleme, Standardlösungen |
LLMs sind geeignet für:
Anwendungsfall | Warum? |
---|---|
Produktberatung | Komplexe Anfragen, Kontext wichtig |
Technischer Support | Unvorhersagbare Problembeschreibungen |
Content-Erstellung | Kreative, individuelle Antworten nötig |
Mehrsprachiger Support | Automatische Übersetzung gewünscht |
Hybrid-Ansatz: Das Beste aus beiden Welten
Intelligente Weiterleitung:
1. Einfache Anfrage → Klassischer Chatbot
"Wie sind die Öffnungszeiten?"
2. Komplexe Anfrage → LLM
"Ich habe ein Problem mit der Konfiguration
von Produkt X in Verbindung mit System Y..."
3. Nicht lösbar → Menschlicher Agent
Vorteile des Hybrid-Ansatzes:
- ✅ Kostenkontrolle: LLM nur wenn nötig
- ✅ Hohe Lösungsrate: Verschiedene Komplexitätsstufen abgedeckt
- ✅ Berechenbare Antworten für Standard-Cases
Technische Implementation: Worauf achten?
Bei klassischen Chatbots:
- Intent-Recognition-Engine (z.B. Rasa, Dialogflow)
- Entscheidungsbaum gut durchdacht
- Fallback-Strategien definiert
- Analytics für Optimierung
Bei LLM-Integration:
- Prompt Engineering ist kritisch
- Context-Management für längere Gespräche
- Guardrails gegen ungewollte Antworten
- Kostenmonitoring in Echtzeit
Datenschutz-Aspekte
Klassische Chatbots:
- ✅ Vollständige Kontrolle über Datenverarbeitung
- ✅ On-Premise-Hosting möglich
- ✅ DSGVO-Compliance einfacher
LLM-Services:
- ⚠️ Daten verlassen meist das Unternehmen
- ⚠️ Speicherung bei Anbietern (OpenAI, etc.)
- ⚠️ Business Associate Agreements prüfen
- ✅ Self-Hosted LLMs als Alternative (höhere Kosten)
Entscheidungshilfe: Die richtigen Fragen
1. Wie komplex sind die Anfragen?
- Einfach, vorhersagbar → Klassischer Chatbot
- Komplex, variantenreich → LLM
2. Wie wichtig ist Kostenkontrolle?
- Sehr wichtig → Klassischer Chatbot
- Zweitrangig → LLM möglich
3. Wie kritisch sind die Daten?
- Hochsensibel → Klassischer Chatbot (on-premise)
- Unkritisch → LLM-Services möglich
4. Wie schnell muss es gehen?
- Sofort → Klassischer Chatbot
- Längere Entwicklungszeit OK → LLM
Erfolgsbeispiele aus der Praxis
Maschinenbau-Unternehmen (klassischer Bot):
- Problem: 80% gleiche Support-Anfragen
- Lösung: FAQ-Bot mit 15 Standard-Fragen
- Ergebnis: 60% Entlastung des Supports, ROI nach 4 Monaten
Software-Anbieter (LLM-basiert):
- Problem: Komplexe API-Dokumentation
- Lösung: LLM trained on documentation
- Ergebnis: 40% weniger Support-Tickets, aber 3x höhere Betriebskosten
Technologie-Roadmap 2025-2027
2025:
- LLM-Kosten bleiben hoch
- Hybrid-Ansätze setzen sich durch
- Mehr Self-Hosted-Optionen
2026-2027:
- Günstigere LLM-APIs
- Bessere lokale Models
- Regulatorische Klarheit (AI Act)
Fazit: Technologie folgt dem Anwendungsfall
Die Entscheidung Chatbot vs. LLM sollte nie rein technologiegetrieben sein.
Unser Rat:
- Analysieren Sie Ihre typischen Kundenanfragen der letzten 6 Monate
- Kategorisieren Sie nach Komplexität (einfach/mittel/komplex)
- Starten Sie mit dem einfachsten Anwendungsfall
- Erweitern Sie schrittweise zu komplexeren Szenarien
90% der mittelständischen Unternehmen fahren 2025 noch besser mit klassischen, gut durchdachten Chatbots als mit überdimensionierten LLM-Lösungen.
Benötigen Sie Unterstützung bei der Technologie-Auswahl für Ihren Chatbot? Wir bieten kostenlose Erstberatungen für konkrete Anwendungsfälle.